Die Kartoffel, botanisch Solanum tuberosum subspecies tuberosum L., gehört
wie Tomaten, Paprika und Auberginen zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).
Nur bei der Neuzüchtung werden getrocknete Samen, die in Beeren, ähnlich der
Tomate heranreifen, ausgesät. Im praktischen Anbau wird eine Mutterknolle
gepflanzt. Neben dem oberirdischen Kraut entwickeln sich unterirdische
Ausläufer (Stolonen).
Diese verdicken sich und es entstehen neue Knollen.
Symbol für Fruchtbarkeit oder das wahre
Gold der Inka
Schon 8000 vor Christus war die Kartoffel vor allem bei den Indios in den südamerikanischen
Anden-Gebiet bekannt.
Sie galt als beseelt. Bei den Anden-Indianern zählt die Kartoffel heute noch zu
den wichtigsten Nahrungsmitteln. Sie verehren deshalb heute noch ihre Axomama,
die Kartoffelgottheit.
Mit ihren sprießenden Keimen und Augen wurde sie von den Indios als Symbol der
Fruchtbarkeit verehrt.
In Europa wird die Kartoffel erst seit 200 Jahren angebaut. Spanische Eroberer
und englische Seefahrer, die 1525 den Spuren von Christoph Kolumbus folgten,
waren auf der Suche nach "El Dorado," dem sagenumwobenen Goldland der
Indios von Peru, Kolumbien und Ecuador.
"Papas", die wunderbare Knolle
Bereits damals machten sie Bekanntschaft mit "Papas", so nannten
die Indios die Knolle. Neben Gold- und Silberschätzen schenkten sie uns, der
"alten Welt," diese "wunderbare Frucht".
Die Spanier hielten sie anfangs für Trüffeln und nannten sie auch deshalb
"tartuffuli", später dann patata.
Auch die europäischen Seefahrer und Piraten wie Sir Francis Drake schätzten
die Kartoffel als Proviant auf den oft langen Schiffsreisen. Durch ihren hohen
Vitamin C-Gehalt schützte sie vor der gefürchteten Skorbutkrankheit.
höfischer Kopfschmuck
An den Königshäusern schrieb man der Knolle heilende Wirkung zu. So sandte
der spanische König Philipp II dem erkrankten Papst Pius IV im Jahre 1565
einige Knollen nach Italien zur Genesung. In Frankreich galt die Kartoffel als
giftig und es regte sich Widerstand gegen den Anbau. Erst als ein Strauß
Kartoffelblüten in Versailles ankam und König Louis XVI diesen Marie
Antoinette überreichen wollte, hatte diese bereits Kartoffelblüten in den
Haaren.
Befehl der Preußenkönige
Ebenso waren es in Deutschland die Preußenkönige, unter ihnen Friedrich der
Große, der per Dekret Anweisungen zur Kultur, Ernte, Lagerung und Verwendung
gab.
Er hatte sich die Kartoffel nicht nur als Nahrung für das Volk nach dem 7 jährigen
Krieg(1756-63), sondern auch zur Kriegsverpflegung -satte Soldaten können
besser kämpfen,- ausgedacht.
Der feldmäßige Anbau und Verzehr der Knollen verbreitete sich nur schleppend.
In Südwest- und Mitteldeutschland herrschte 1771/72 eine Hungersnot. In Irland,
wo es ständig Hungersnöte gab, -zuletzt 1847 -1 Million Menschen starben an
Hunger-, haben sich die Kartoffeln schneller als Nahrungs- und Futtermittel und
sogar zur Whiskyherstellung durchgesetzt.
Nach 1850 erfuhr der Kartoffelanbau in ganz Deutschland eine starke Ausweitung.
"Eardepfl" und andere landläufige
Bezeichnungen
Die Kartoffel hat neben dem botanischen Namen Solanum tuberosum viele Namen.
Abgeleitet vom indianischen "Papas" entstand im Englischen "potato",
im Italienischen "patata" und im Spanischen "batata".
Die Italiener des 16. Jahrhunderts nannten sie auch "tartufolo", weil
sie der Trüffel in Aussehen und Geschmack so ähnlich war. Daraus entstand der
deutsche Name "Kartoffel". Sprachlich "integriert" hat man
das Gewächs dadurch, dass man es anhand einheimischer Früchte - in unserer
Region Birnen und Äpfel - zu beschreiben suchte.
So entstanden unterschiedlich ausgesprochene "Erdäpfel",
"Bodenbirnen" oder "Grundbirnen".
Verbesserung des Geschmackes und Ertrages
durch Züchtung
Nachdem ihr volkswirtschaftlicher Wert auch in Deutschland erkannt wurde,
befasste man sich im 19.Jahrhundert intensiv mit der Züchtung. Die Erträge,
Qualitäten und Krankheitsresistenzen konnten dadurch stark verbessert werden.
Kartoffelanbau und Verzehr in Deutschland
Die größte Kartoffelanbaufläche im letzten Jahrhundert gab es mit 3,3 Mio.
ha im Jahre 1903. Bis 1950 verringerte sich die Fläche um mehr als die Hälfte
auf 1,1 Mio. ha und weitere 50 Jahre später, im Jahre 2000 ging die Fläche um
noch mal zwei Drittel auf 304.000 ha (=10% der Fläche von 1903) zurück. Eine
gegenläufige Entwicklung zeigt sich in den Erträgen. Während 1901 erst 125 dt
je ha geerntet wurden, waren es 1950 mit 245 dt/ha fast doppelt so viel und im
Jahre 2000 mit 433 dt/ha fast das 3-fache des Hektar-Ertrages von 1903.
Insgesamt wurden in Deutschland 1903 40 Mio. Tonnen, 1950 27 Mio. Tonnen und im
Jahre 2000 13 Mill. to Kartoffeln erzeugt. Ebenso ging der Verzehr von
Speisekartoffeln von 220 kg im Jahre 1950 auf 70 kg im Jahre 2000 zurück. Die
Zunahme des Verzehrs von veredelten Kartoffelprodukten, wie Knödel,
Pommes-frites, Chips (= ca. 30 kg) konnte diesen Trend nicht aufhalten.
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